Es sieht ganz leicht aus, als sich das 750 Tonnen-Stahlgerüst der neuen Saalebrücke für die B6n bei Bernburg im Licht der Scheinwerfer in Bewegung setzt. Die Last des 105 Meter langen Kolosses ist auf vier selbstfahrende Spezialtieflader, so genannte SPMTs (self-propelled modular trailer) verteilt. Zehn Achsen mit Doppelbereifung, die alle individuell gesteuert werden können, stehen an jedem Brückenende bereit, um das Bauwerk von dem Montageplatz millimetergenau in seine endgültige Lage an den Widerlagern zu bringen. Per Funk geben die Einweiser die Richtung vor.
Viel Fingerspitzengefühl ist beim Auffahren auf die schwimmenden Pontons nötig, weswegen der Verschub auch erst am nächsten Tag bei Tageslicht fortgesetzt wird. Durch Einpumpen und Ablassen von Wasser können die schwimmenden Plattformen auf das gleiche Höhenniveau der zuvor hergestellten Anlegerampen gebracht werden. Synchron gleitet der stählerne Brückenbogen im Schritttempo über die Pontons auf die Anlegerampe und dann schließlich bis ans Widerlager.
Dem Verschub war eine mehrmonatige Bauzeit vorausgegangen, in der ein Nachunternehmer die Stahlbauteile am Ostufer der Saale in elf Montagephasen zusammengeschweißt hatte. Über 30 Schwerlastzüge haben die einzelnen Stahlbauteile antransportiert. Parallel dazu hatten die Bickhardt-Ingenieurbauer damit begonnen, das Bauwerk auf Bohrpfählen DN 120 zu gründen und die Widerlager herzustellen. Für den Verschub über die Saale haben sie an beiden Ufern provisorische Anlegestellen und Rampen aus Spundbohlen hergestellt. Die Bickhardt-Brückenbauer werden in Kürze mit den Schalungsarbeiten beginnen, um den Überbau mit Fahrbahndecke herzustellen. Da die neue Trasse der B6n in einem Überschwemmungsgebiet liegt, stellen sie neben der 256 Meter langen Vorlandbrücke zudem eine weitere 280 Meter lange Flutbrücke her.